Verteidigung am Himmel: So funktioniert die Patriot-Luftabwehr

Die Bundeswehr nutzt das US-amerikanische Flugabwehrsystem Patriot seit 1989. Auch in der Ukraine sind einige der Systeme im Einsatz.
Quelle: Axel Heimken/dpa
Washington. Sowohl im Rahmen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine als auch im Nahost-Konflikt ist häufig vom Patriot-Luftabwehrsystem die Rede. Israel konnte beispielsweise den Angriff des Iran mit Drohnen und Raketen auch mithilfe des Patriot-Abwehrschirms abwehren. Doch wie funktioniert es eigentlich?
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Patriot („Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target“) zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper werden damit bekämpft. Auf eine Entfernung von etwa 100 Kilometern und bis in Höhen von 30 Kilometern können die Abwehrraketen in einer gedachten Glocke um die Stellung Ziele treffen – abhängig vom eingesetzten Lenkflugkörper. Das System, das auch Feuereinheit genannt wird, besteht aus drei Komponenten: einem Radarsystem, einem Feuerleitstand sowie mehreren Startgeräten für Abwehrraketen.
Radarsystem erfasst Flugobjekte
Die mobile Startstation erinnert an große Lastwagen und enthält bis zu vier Startbehälter. Nach US-Militärangaben können damit insgesamt je nach Konfiguration bis zu 16 Abwehrraketen geladen werden. Dem US-Thinktank CSIS zufolge kostet eine Abwehrrakete der weit verbreiteten Version Pac-3 etwa vier Millionen Dollar pro Stück. Israel etwa verwendet zur Drohnenabwehr eine angepasste Version des Typs „MIM-104D Patriot“ unter dem Namen „Yahalom“ (Hebräisch für „Diamant“).
Mit einem Radar stuft das Patriot-System zunächst Flugobjekte am Himmel in die Kategorien Freund und Feind ein. Im Bedrohungsfall feuern Soldaten im Leitstand die Lenkflugkörper ab, um die Objekte der Angreifer unschädlich zu machen. Überwacht werden können gleichzeitig bis zu 50 mögliche Ziele, aktiv bekämpft bis zu fünf. Die Reichweite beträgt ungefähr 68 Kilometer.

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Die Bundeswehr verfügt über das System seit 1989. Einige Jahre zuvor wurden die ersten Patriot-Einheiten bei der US-Armee in Dienst gestellt. Seitdem ist das System weiter entwickelt worden. Erstmals im Kriegseinsatz war die Flugabwehr während des Golfkriegs 1991. Die Zusage der USA könnte indes auch den Druck auf Staaten wie Deutschland erhöhen, bei den Waffenlieferungen aufzustocken.
Aus russischer Sicht verschärft sich die Lage
Auch die Nato schützt ihren Luftraum vor allem mit Patriot-Raketen. Nach Angaben des Center for Strategic and International Studies (CSIS) ist die von Russland angegriffene Ukraine das 19. Land, das dieses System im Einsatz hat. Im Abwehrkampf gegen Russland wird Kiew auch von Deutschland mit dem Luftabwehrsystem vom Typ Patriot ausgestattet. Im April 2024 kündigte die Bundesregierung eine weitere Lieferung aus Beständen der Bundeswehr an.
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Deutschland hatte bislang zwei Patriot-Systeme an die Ukraine geliefert. Das System habe sich im Kampf gegen die russische Aggression bewährt, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Lieferung sei auch im Zusammenhang mit den Bemühungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu sehen, bei den Partnern für mehr Luftverteidigungssysteme für die Ukraine zu werben, hieß es aus Berlin.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt immer wieder Patriot-Flugabwehrsysteme für den Schutz des Luftraums gegen russische Raketen- und Drohnenangriffe gefordert. Um den Luftraum abzuriegeln, seien 25 Systeme mit jeweils 6 bis 8 Batterien nötig, sagte Selenskyj Anfang April. „Alle unsere Partner wissen dies ganz genau, sie kennen sogar die Punkte, an denen die entsprechenden Systeme platziert werden sollten.“
RND/tdi/sz/dpa