Streit um Epstein-Affäre: Trump beschimpft seine Anhänger als „Schwächlinge“

US-Präsident Donald Trump gerät im Fall Jeffrey Epstein zunehmend unter Druck.
Quelle: Alex Brandon/AP/dpa
New York. Im Streit um den Umgang seiner Regierung mit dem Fall Jeffrey Epstein hat US-Präsident Donald Trump gegen seine eigenen Anhänger ausgeteilt. Trump warf ihnen in einem Post auf seiner Plattform Truth Social vor, auf einen „Jeffrey-Epstein-Schwindel“ der Demokraten hereingefallen zu sein.
„Meine FRÜHEREN Unterstützer glauben voll und ganz an diesen Scheiß“, schrieb er am Mittwoch. „Lasst diese Schwächlinge nur weitermachen und die Arbeit der Demokraten erledigen; denkt nicht einmal daran, von unserem unglaublichen und beispiellosen Erfolg zu sprechen, denn ich will ihre Unterstützung nicht mehr!“, ergänzte er mit Blick auf seine Anhänger.

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Trump: Obama und Co. haben Epstein-Akten „erfunden“
Im Weißen Haus legte Trump später nach. „Es ist alles ein großer Schwindel“, erklärte er vor Reportern. Dafür seien die Demokraten verantwortlich, „und einige dumme und törichte Republikaner tappen in diese Falle.“
Erst am Dienstag hatte Trump behauptet, seine Vorgänger Joe Biden und Barack Obama sowie Ex-FBI-Direktor James Comey hätten die Epstein-Akten „erfunden“ und den aktuellen Hype damit ausgelöst. Trump selbst hatte Comey 2017 in seiner ersten Amtszeit entlassen - also zwei Jahre vor Epsteins Verhaftung. Und Obama war längst nicht mehr im Weißen Haus, als der Fall hochkochte.
Rechte zweifeln an Suizid
Epstein wurde im August 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden - mehrere Wochen nach seiner Verhaftung wegen des systematischen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen. Offiziellen Angaben zufolge beging er Suizid. Der Fall nährte allerdings wilde Verschwörungserzählungen in bestimmten Kreisen, auch da Epstein bestens mit der amerikanischen Oberschicht vernetzt war. Auch zu Trump pflegte der millionenschwere Hedgefondsmanager einst Kontakte.
Vor allem rechte Influencer und Verschwörungstheoretiker zweifeln die Behördenangaben über einen Suizid Epsteins an und vermuten, er sei getötet worden, um angebliche Machenschaften liberaler Eliten zu verschleiern. Der von Trump nominierte FBI-Direktor Kash Patel und dessen Vize Dan Bongino haben derartige Erzählungen über Jahre hinweg befeuert.
Rätsel um Justizministerin
Und noch im Februar erklärte Justizministerin Pam Bondi, auf ihrem Schreibtisch liege zur Prüfung eine Liste mit Kunden Epsteins, denen Mädchen zum mutmaßlichen Missbrauch zugeführt worden sein sollen.
Doch vergangene Woche teilten Justizministerium und FBI mit, dass eine solche Liste nicht existiere. Es würden auch keine weiteren Akten zu dem Fall veröffentlicht. Dabei hatte Bondi kurz nach der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus versprochen, dass alles zur Causa Epstein ans Licht kommen würde.
Im Oval Office verteidigte Trump seine Justizministerin. Bondi werde wegen ihres Umgangs mit dem Fall „hinterrücks attackiert“, beklagte er. Dabei habe sie alle „glaubwürdigen Informationen“ über Epstein offengelegt. „Wenn sie weitere glaubwürdige Informationen findet, wird sie auch diese freigeben. Was soll sie denn noch machen?“
Trump-Vertrauter rudert nach Kritik zurück
Am Dienstag hatte auch Mike Johnson, der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, eine Veröffentlichung der Akten zum Fall Epstein gefordert. Die Regierung „sollte alles offenlegen und die Leute entscheiden lassen“, sagte er in einem Podcast.
Dies fassten Beobachter als Kritik Johnsons am Kurs der Regierung auf. Doch am Mittwoch behauptete der führende Republikaner, er sei falsch zitiert worden. Seine Ansichten unterschieden sich gar nicht von jenen des Präsidenten. Wie Trump sei er der Meinung, dass alle „glaubwürdigen“ Informationen freigegeben werden sollten, erklärte Johnson.
In Trumps Anhängerschaft wächst der Unmut
Im Trump-Lager rumort es trotz aller Bemühungen des Präsidenten, die Angelegenheit hinter sich zu lassen, jedoch immer noch. Der rechte Verschwörungstheoretiker und Podcaster Alex Jones bezeichnete Trumps Umgang mit der Affäre als „das größte Fiasko, das ich jemals erlebt“ habe. „Dieses Verhalten sieht Ihnen gar nicht ähnlich“, sagte Jones in einer Videobotschaft an Trump. „Ich unterstütze Sie, aber wir haben die Bewegung erschaffen, auf der Sie geritten sind. Sie sind nicht die Bewegung.“
Der pensionierte Generalleutnant Michael Flynn, der in Trumps erster Amtszeit kurzzeitig als nationaler Sicherheitsberater diente, rief den Präsidenten zu einer Kurskorrektur auf. Bei den Akten zum Fall Epstein handele es sich nicht um einen „Schwindel“, wie es Trump unterstelle, schrieb Flynn in einem langen Beitrag auf der Plattform X. Es müsse ein Mindestmaß an Vertrauen zwischen der Bundesregierung und dem Volk wiederhergestellt werden. Dazu müssten jene, die an Epsteins Missbrauch von Kindern beteiligt gewesen seien, zur Rechenschaft gezogen werden. Er empfehle dringend, dass Trump sein Team zusammenrufe und einen Weg finde, „das Ganze hinter sich zu lassen“, mahnte Flynn.
RND/AP