Als Yacht Rock noch Westcoast hieß: Die Doobie Brothers grooven wieder

Eigentlich braucht es nur eins: Die Doobie Brothers (v. l. Tom Johnston, Michael McDonald, John McFee und Patrick Simmons) wurden im Jahr 1970 gegründet. Die Kernbotschaft ihres neuen Albums "Walk This Road" für die Menschheit von 2025 stammt noch aus den Tagen von Beatles und Hippies: "Love is all we need!".
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„Benutze deinen Kopf, bis dein Herz folgen kann“, gibt 70er-Jahre-Legende Michael McDonald guten, teuren Rat für alle Zeitgenossen, und lässt seine heisere Stimme sogleich ins Falsett kippen. Der Song „Learn to Let Go“ ist Funkpop zum Drinschweben, wie ihn die kalifornischen Doobie Brothers einst in ihren poppigsten Tagen draufhatten - nachdem McDonald 1975 zu ihnen gestoßen war. Das Lied erinnert an „What A Fool Believes“ – ihren Discohit von 1978.
Erstmals seit 1980 steuert Michael McDonald Songs bei
Legendäre Band, starkes Line-up: Keyboarder und Sänger McDonald ist seit der 50. Anniversary Tour 2021 wieder fest in den Doobie-Reihen, trägt auf dem neuen Album „Walk This Road“ zum ersten Mal seit 1980 auch neue Songs bei.
Desweiteren in der Besetzung: Ursänger und Gitarrist Tom Johnston, Banjomann, Gitarrist und Mitgründer Patrick Simmons sowie Multiinstrumentalist John McFee.
Der Begriff Yacht Rock will nicht recht passen
Doobie ist ein Slangwort für Marihuana-Zigaretten. Diese alte Kiffertruppe, gegründet 1970 in San José, ursprünglich folkrockiger als Heu, bietet auf ihrem 16. Album – es gab einige lange Pausen in der Bandhistorie – neben McDonalds kommerzielleren Titeln wie „Speed of Pain“ ihren zeitlosen, lässigen Mix aus Blues, Rock und Soul. Sie haben Country („State of Grace“) ebenso im Portfolio wie Reggae („The Kind That Lasts”).
Yacht Rock nennt man den Doobie-Sound heute, aber der Begriff klingt zu schickimicki, nach Cocktails auf teuren Booten. Geprägt wurde er für den eher soften Seventies-Klang von Doobies, Fleetwood Mac, Steely Dan, Toto und Co. anno 2005 von den Comedians J.D. Ryznar, Hunter Stair und Lane Farnham in ihren parodistischen Online-Videos.
Für das neue, wohl gelungenste Album der Doobies seit dem 78er „Minute by Minute“ passt besser das alte Emblem „Westcoast-Sound“, denn man hört da Reste des California Dreaming der Hippieära mitschwingen.
Die Band ehrt CCR und Steely Dan
Mit dem Gitarrensolo in „New Orleans“ geht die Band richtig ab – eine Partynummer mit einem Hauch von CCRs Swamprock. Beim jazzfolkigen Kehraus „Lahaina“ (über die 2023 abgebrannte hawaiianische Stadt) verbeugt sich McDonald mit Drummer Mick Fleetwood und Ukulele-Meister Jake Shimabukuro vor Steely Dan, bei denen er vor und parallel zu seiner Zeit bei den Doobies Backgroundsänger war. Obwohl die vier nacheinander ins Studio gingen, spürt man die Lust am Doobie-Sein. Tom Johnston spricht von „Bandkameradschaft“.
Kameradschaft in Zeiten der Spaltung
Und so schwört man auf Einheit in Zeiten, in denen in den USA Zwietracht regiert: „Wir brauchen alle schon mal jemanden / der uns hilft, voranzukommen“, singt die 86-jährige Gastsängerin und R&B-Lady Mavis Staples im Titelsong, den McDonald aus der Angst heraus schrieb, die US-Demokratie könnte unter Donald Trump irreparabel Schaden nehmen.
Alle Doobies kommen für eine Strophe ans Mikrofon. Und die Botschaft des Songs wurzelt in den Träumen der Sixties. Allen Hass stoppen, denn: „Love is all we need.“
„Es ist wichtig, dass wir alle aufstehen und uns äußern“, sagt McDonald im Interview mit dem Magazin „Classic Rock“. „Dies sind gefährliche Zeiten. Wir blicken in einen dunklen Kanal, der in den Totalitarismus führen könnte“.
Darum: Kopf einschalten, und das Herz wird gewiss folgen.
Das neue Album der The Doobie Brothers, "Walk This Road” (Rhino Records), ist bereits erschienen.