Die Liebe in Zeiten des Krieges - „Vermiglio“ ist ein besonderer Heimatfilm
Liebe, die geprüft wird: Lucia (Martina Scrinzi) und der Soldat Pietro (Giuseppe De Domenico). Szene aus dem Kriegsdrama "Vermiglio".
Quelle: Polyfilm
Nicht gleich die Nase rümpfen. Ein Heimatfilm ist „Vermiglio“ zwar – dies aber im positiven Sinne. Bei aller Dramatik erzählt die italienische Regisseurin Maura Delpero ihre Geschichte ungemein ruhig. Selbst der Tod eines Säuglings wird - scheinbar - gelassen hingenommen.
Schauplatz ist das titelgebende Bergdorf, wo im Dezember 1944 zwei Soldaten Unterschlupf finden – ein Einheimischer und der Sizilianer Pietro (Giuseppe De Domenico). Kurz vor dem Kriegsende sind sie desertiert. Obwohl der Krieg nicht gezeigt wird, liegt er als Bedrohung über dem Dorf, bestimmt das Verhalten der Leute.
Der strenge Dorflehrer toleriert die Beziehung seiner Tochter
Der wortkarge Pietro, über den man lange Zeit nichts erfährt, hat Glück. Er wird vom streng gläubigen Dorflehrer in einem Schuppen versteckt. Zu dessen Familie zählen eine nicht minder religiöse Frau und drei heranwachsende Töchter. Der Alltag ist geprägt von Disziplin, katholischer Frömmigkeit und rigiden Geschlechterrollen. Die Mädchen wachsen unter väterlicher Kontrolle auf: Bildung ist Pflicht, persönliche Freiheit nicht im Angebot.
Dennoch toleriert der Vater die Beziehung seiner ältesten Tochter Lucia (Martina Scrinzi) zu Pietro. Als sie schwanger wird, heiraten die beiden. Doch Pietro muss zu seiner Mutter nach Sizilien zurück.
Der Film erzählt seine Geschichte mit minimalen Dialogen, starken Bildern und poetischer Stille. Alles ist von einer fast mystischen Winterlandschaft umgeben. Doch die alles dominierende Stille von Vermiglio bricht mählich auf. Und Unheil braut sich über dem Dorf zusammen.
„Vermiglio“, Regie: Maura Delpero, mit Martina Scrinzi, Guiseppe De Domenico, 119 Minuten, FSK 12 (Kinostart am 24. Juli)